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Europas Filmschaffen feiert sich: Europäische Filmpreise 2013.

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GRANDE_BELLEZZA_gelb

7.12.2013, Berlin, Verleihung der Europäischen Filmpreise 2013. Berlin zeigte sich bei der Gala im Berliner Haus der Festspiele glamourös, Stars wie Diane Kruger, Christopher Lambert, Noomi Rapace oder Kristin Scott Thomas verschafften der Verleihung internationales Flair. Der große Gewinner war das italienische Drama LA GRANDE BELLEZZA – DIE GROSSE SCHÖNHEIT, ausgezeichnet als bester Film und in den Kategorien Regie, Schnitt (Christiano Travaglioli) und Hauptdarsteller, und zwar für Toni Servillo als dekadenten Lebemenschen (Foto oben). Viermal ausgezeichnet, da schauen wir uns auch noch den Trailer an:

Dass Regisseur Paolo Sorrentino durch Abwesenheit glänzte, galt als Wermutstopfen an dem sonst gelungenen Abend, auch wenn Anke Engelke sich mehr in einer Comedy-Show fühlte als in einer Gala.

Etwas seltsam mutet in diesem Jahr an, dass die Preise in den sechs Nebenkategorien Schnitt, Szenenbild, Kostümbild, Filmmusik und Sounddesign – die schon vorher bekanntgegeben wurden – von einer siebenköpfigen Extra-Jury ausgewählt waren. Den Carlo-di-Palma-Kamerapreis erhielt da Asaf Sudry für LEMALE ET HA’HALAL (AN IHRER STELLE). Gelobt wurde er «für seine intuitive Kameraarbeit», die sowohl realistisch als auch poetisch ihre Charaktere voller Zärtlichkeit beobachte. Durch seine «sensible Beleuchtung» ermögliche er einen tiefen Einblick in die Psyche und Emotionen der Protagonisten. Auch in den Film sollten wir reinschauen:

Bei der Preisverleihung bedankte sich Kameramann Asaf Sudry gefühlvoll bei seiner Frau: «I love you, Baby».

Neu war in diesem Jahr die Kategorie «Beste Komödie», eine gute Entscheidung, denn gegen ernsthafte Dramen hat leichte Kost bei der Preisvergabe selten eine Chance. Der Titel ging verdient an Susanne Biers DEN SKALDEDE FRISØR (LOVE IS ALL YOU NEED). Schade, dass Abdellatif Kéchiche, nominiert in der Regiekategorie und für den besten europäischen Film,  nicht berücksichtigt wurde. Das sollte man aber nicht den 2900 Akademiemitgliedern ankreiden. Da die etwas andere Liebesgeschichte LA VIE D’ADÈLE (BLAU IST EINE WARME FARBE) erst Mitte Oktober in Frankreich startete und bei Produzent und Verleih wohl die Angst vor Raubkopien umging, landete der Film erst nach dem Nominierungsprozedere als Nachzügler bei den Abstimmenden. Glücklicherweise kann der Vorstand der Europäischen Filmakademie eine Art «Wild Card» vergeben, so durfte das Meisterwerk – für das Kéchiche im Mai die Goldene Palme in Cannes erhalten hatte, Bericht hier – doch noch nominiert werden.

Einen Achtungserfolg konnte Jan-Ole Gerster verbuchen. Seine Drifter-Odyssee OH BOY, die beim Deutschen Filmpreis sechs Lolas abräumte, erhielt den Preis für das beste Erstlingswerk. Die deutsche Filmemacher-Hoffnung bekannte sich zum europäischen Film: «Hier vor Ihnen zu stehen, dem Herz und der Seele des europäischen Kinos, das bedeutet mir alles». OH BOY (Bild: Philipp Kirsamer, Interview mit ihm hier), immer wieder zart und schön, auch schon allein als Trailer:

In diesem Jahr fehlt ein «Überflieger» wie Michael Haneke oder Roman Polanski, was die Gala etwas spannender machte. Bedauerlich, dass Pablo Bergers BLANCANIEVES (BLANCANIEVES – EIN MÄRCHEN IN SCHWARZ UND WEISS), ebenfalls sowohl für den besten europäischen Film als auch in der Regiekategorie nominiert, sich mit der Ehrung für das Kostümbild zufriedengeben musste. BLANCANIEVES, genauso wie OH BOY in Schwarzweiß und dazu noch ein echter Stummfilm ohne Dialog, mit echter Stummfilm-Ästhetik und von Kiko de la Rica, AEC, auf echtem (16mm-) Film in 1:1,37 fotografiert, ist für professionelle Filmschaffende ein Muss auf der Filmliste. Im Kino bei uns seit Ende November:

Höhepunkte mit Standing Ovations waren die Ehrung der französischen Filmdiva Catherine Deneuve für ihr Lebenswerk und die Auszeichnung für den Europäischen Beitrag zum Weltkino an den spanischen Filmemacher Pedro Almodóvar. Während die Deneuve, von EFA-Präsident Wim Wenders als «die schönste Frau der Welt» gepriesen und als «Queen des europäischen Kinos, wenn es noch eine Monarchie gäbe» sich plötzlich in der Dankesrede «europäischer» denn je fühlte, freute sich ein bestens gelaunter Almodóvar über das Kompliment von Laudatorin Noomi Rapace, sein Universum sei ein «magischer Ort». Er rief zur Solidarität mit der spanischen Filmindustrie in Zeiten der wirtschaftlichen Krise auf.

Alle Europäischen Filmpreise 2013 hier

Infos zu zu den Preisen auf der Website der European Film Academy

Mehr Festivalberichte – unter anderem zum Camerimage 2013 in Bydgoszcz, Polen, und zum Forum für Bildschnitt und Montagekunst Filmplus in Köln in unserer nächsten Printausgabe am 20.12.2013.

Foto oben: Medusa Distribuzione


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